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Das Segetenhaus noch ohne Terrasse und Bretterverschalung, ca. 1926-29
(Foto aus dem Familienalbum)
 

Friedrich Karl Strähle wurde 1871 in Nagold bei Stuttgart geboren. Auf der Wanderschaft in der Schweiz lernte der Zimmermann und Bauschreiner seine spätere Frau Emilie Pfenninger aus Riesbach kennen. Die junge Familie Strähle-Pfenninger lebete zuerst in Zollikon, später in Riesbach. 1911 suchte sie per Zeitungsinserat "Land mit Wasser (Quelle)" zu kaufen. Im November 1913 erwarb Emilies Vater, der Drechslermeister Friedrich Pfenninger, etwas mehr als 1 ha Land im sogenannten Thalacker der Gemeinde Witikon. Zwei Monate später verkaufte er es für 3000 Franken an seine Tochter.

Es wird berichtet, Friedrich Karl Strähle und seine vier Söhne hätten das heutige Segetenhaus (Wohnhaus mit Werkstatt, Keller und Stall) 1914-18 ohne Baubewilligung, nachts beim Schein von Petroleumlampen gebaut. Erst als das Haus fertig war, seien die Einwohner von Witikon darauf aufmerksam geworden. In Anerkennung der hohen Qualität des Gebäudes habe der Gemeinderat mit dem Präsidenten Paul Boller beschlossen, Strähle lediglich mit fünf Franken zu büssen.

 
  Die Familie Strähle auf der Terrasse
(Foto aus dem Familienalbum)

Friedrich Strähle fertigte in seiner Werkstatt Holzteile für die Möbelindustrie. Der finanzielle Erfolg blieb jedoch aus. Deshalb gab er 1924 dieses Geschäft auf und begann Gemüse anzubauen, das er in Witikon und auf den Märkten in der Stadt Zürich verkaufte. Diese neue Tätigkeit löste auch neue Bauaktivitäten aus. 1927 entstand ein Stallanbau, der 1938 mit offenen Unterständen ergänzt wurde. Auf der anderen Seite des Weges entstand 1961 eine freistehende Remise und 1964 eine zweite Scheune.

Emilie Strähle-Pfenninger starb 1931 im Alter von 58 Jahren. Ihr siebtes Kind war damals erst zehn Jahre alt. Friedrich Karl Strähle, der "Thalfürst" wie er in Witikon genannt wurde starb 1944 im Alter von 73 Jahren. Nach seinem Tod führten seine Tochter Martha und ihr Ehemann Hermann Knop den Gemüseanbau weiter. Für kurze Zeit lebten auch noch Marthas Brüder Paul und Walter im Segetenhaus.

1969 verkaufte die Familie das Grundstück und die Gebäude an die Stadt Zürich. Martha Knop behielt aber ein lebenslanges Wohnrecht. 1990, nach ihrem Tod, wollte die Stadt das baufällige Haus abbrechen lassen. In hartnäckigen Verhandlungen gelang es schliesslich einer Bürgeraktion aus Witikon den Abbruch zu verhindern. Der Verein Suchtprävention Witikon konnte das Segetenhaus mit etwas Umschwung im Baurecht übernehmen und grosszügige

Spenden ermöglichten eine Totalsanierung des Gebäudes, den Anschluss an Wasser, Kanalisation, Elektrizität und Telefon und den Einbau einer modernen, holzbefeuerten Hypokaustenheizung.

 
  FerienSpass im Segetenhaus!
(Foto: M. Fischbacher)

Im Jahr 2001 wurde das Haus unter Denkmalschutz gestellt.

Heute lebt wieder eine junge Familie im Segetenhaus und einige Räume stehen den Kindern aus Witikon und der Umgebung als Werk- und Bastelräume und als Treffpunkt zur Verfügung. Auskunft erhalten Sie im Gemeinschaftszentrum Witikon (Witikerhuus, Tel.: 044-422 75 61).

 

 

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Archäologie & Denkmalpflege
   
  Literatur:
Hans Girardet, Beat Haas & Pietro Maggi (1998) Ein Haus im Tobel. In: Kulturlandschaft Stadt: Architektur - Städtebau - Denkmalpflege. Texte für Ursula Koch.
Doris Angst (1984) Zürich-Witikon: 1934 - 1984 50 Jahre Eingemeindung. Herausgeber: Quartierverein Witikon.
Stadtarchiv Zürich (1994) Hundert Jahre Gross-Zürich: 60 Jahre 2. Eingemeindung 1934.